Oma und Opa sind für junge Eltern eine große Stütze und für das Kind eine echte und wichtige Bereicherung. Wenn sich alle an ein paar Regeln halten.
Das familiäre Zusammenleben hat sich ganz schön verändert. Lebten früher noch mehrere Generationen unter einem Dach, wohnen wir heute meistens räumlich getrennt. Oft sogar hunderte Kilometer voneinander entfernt. Und trotzdem: „Von einem Zerfall familiärer Solidarität kann keine Rede sein,“ schreibt der Schweizer Soziologe François Höpflinger in einem Diskussionspapier der Konrad-Adenauer-Stiftung. Zum Glück – denn der familiäre Zusammenhalt ist für unsere Kinder besonders wichtig. Sie profitieren am stärksten von einem engen Verhältnis zu den Großeltern.
Kinder brauchen verschiedene Bezugspersonen
Oma und Opa haben meist mehr Zeit als die berufstätigen Eltern. Sie lesen vor, sitzen stundenlang neben dem Sandkasten und backen Sandkuchen mit den Enkeln. Sie erzählen Geschichten und haben im Alltag einfach ein Fünkchen mehr Geduld. Doch nicht nur das Plus an Zeit ist für die Kinder wichtig. Sie bauen dadurch auch eine feste, durch Achtsamkeit und Liebe geprägte Beziehung zu anderen Personen als Mama und Papa auf. Die Erkenntnis, dass da noch mehr Menschen sind, die mich lieben, mich wertschätzen, sich auf mich freuen, mich trösten und beschützen, ist für die Kleinen besonders wertvoll und ein weiterer Baustein in der Bildung des kindlichen Urvertrauens. Außerdem lernen sie, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, Dinge anzugehen. Es gibt unterschiedliche Meinungen und Lebensweisen. All das nehmen Kinder unbewusst war und all das trägt zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit bei.
Alle profitieren voneinander
Auch für die jungen Eltern sind Oma und Opa eine echte Stütze. Sie sind liebevolle Babysitter und springen auch mal ein, wenn die Kleinen krank sind oder die Kita geschlossen ist. Und sie verschaffen den Eltern Freiräume für ein paar Stunden ohne Kind, einen Einkauf in aller Ruhe oder ein Date als Paar. Dafür schenken die Enkel den Großeltern Abwechslung, sie halten sie jung und auf Trab und sie bringen unendlich viel Freude in ihr Leben. Diese gegenseitige Hilfe funktioniert aber nur, wenn beide Seiten einander mit Verständnis und Respekt begegnen.
Regeln müssen sein
Die Großeltern müssen sich unbedingt an die Wünsche von Mama und Papa halten. Die Eltern sind die Chefs was ihre Kinder angeht und dürfen bestimmen, ob und wie viele Süßigkeiten es gibt, wann der Schnuller zum Einsatz kommt, welche Sendungen für ihr Kind in Ordnung sind und wie mit Wut- oder Trotzanfällen umgegangen wird. Es ist wichtig, dass Großeltern sich nicht in die Erziehung einmischen. Andererseits dürfen die Kindeseltern nicht die ständige Verfügbarkeit von Oma und Opa voraussetzen, denn auch sie haben ein Leben und nicht immer Zeit oder Lust den Babysitter zu spielen. Großeltern müssen ihre Rolle im Leben der Enkel selbst gestalten dürfen und nicht dazu verpflichtet werden. Am einfachsten ist es, wenn beide Seiten offen bleiben und Wünsche oder Sorgen gleich aussprechen, wobei ein Gummibärchen bei Oma kein Grund für Familienzwist sein muss. Eltern sollten auch akzeptieren, dass Großeltern ihre Enkel ein wenig verwöhnen wollen. Und haben wir selbst unsere eigene Oma dafür nicht heiß und innig geliebt?
Noch ein Praxistipp zum Schluss: Sind die Kinder regelmäßig bei den Großeltern, empfiehlt es sich, dort Ersatzklamotten, Schnuller, Kuscheltiere, Zahnbürste, Schlafsachen und eine Kiste mit Spielzeug zu deponieren. So müssen die Eltern nicht immer eine große Tasche packen, wenn die Kinder bei den Großeltern sind und die Kleinen bekommen das Gefühl: Ich bin hier auch zuhause.

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Kinder profitieren von einer engen Bindung zu Oma und Opa. Eltern auch, wenn sich die Generationenkonflikte in Grenzen halten.